ABSCHLUSSTAGUNG DER PROJEKTENTWICKLUNGSPHASE

16.-17. Juni 2017 Universität zu Köln, Institut für Musikpädagogik

Die KOMPÄD-Tagung fand in einer der größten Ausbildungseinrichtungen für angehende Musiklehrer*innen an allgemeinbildenden Schulen in Nordrhein-Westfalen statt und widmete sich pädagogischen Perspektiven für Komponisten*innen, u.a. mit den Themen:

  • Interaktionen in gemeinsamen Gestaltungsprozessen
  • Musik erfinden als Teil des musikpädagogischen Studiums
  • Kompositionsprojekte an Konzerthäusern
  • Musikunterricht als Kompositionsunterricht
  • Kooperationen von Komponisten*innen und Instrumentallehrern*innen
  • Digitale Musikproduktion

Abstracts der Vorträge können Sie unten auf dieser Seite unter Referentinnen und Referenten einsehen.

Programm Freitag, 16.06.2017

14:00 Anmeldung / Begrüßung / Kaffee

14:30 KOMPÄD - ERFAHRUNGEN UND PERSPEKTIVEN
Michael Dartsch, Christian Rolle, Stefanie Rogg, Matthias Schlothfeldt, Philipp Vandré, Julia Weber, Verena Weidner, Ulrich Wüster

16:00 PRÄSENTATION VON KOMPÄD-PROJEKTEN
KOMPÄD-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer

16:45 DISKUSSIONSRUNDE

17:45 Pause

18:00 KEYNOTE: ZUR POLYVALENZ VON BERÜHRUNG
Johannes Bilstein

Programm Samstag, 17.06.2017

09:00 STATE OF THE ART
Modelle und Potenziale der Kompositionspädagogik im Rahmen von Education-Programmen
Andrea Tober

BEGABUNG – PROFESSIONALISIERUNG – KOMPOSITORISCHE PERSÖNLICHKEIT
Welche (neuen) Förderstrukturen brauchen wir in der Komposition?
Charlotte Seither

10:15 Pause

10:30 KOMPONIEREN MIT KINDERN UND JUGENDLICHEN ALS AUFGABE DES MUSIKPÄDAGOGISCHEN STUDIUMS?
Lehr-Lernmaterialien aus dem Kompositionsprojekt neue töne für junge ohren
Frauke Heß

LERNBEGLEITUNG IM BLINDFLUG?
Eine videobasierte Untersuchung zu Lehrerinterventionen in Gruppenkompositionsprozessen
Ulrike Kranefeld

12:00 POPKULTUR UND KOMPOSITIONSPÄDAGOGIK
Bildungspraktische Überlegungen zum Sampling und Scratching
Thomas Wilke

12:45 Mittagspause

14:00 AUS DEM LEBEN GEGRIFFEN
Erzählungen, Emotionen, Eigennamen, Welt- und Naturbezüge als Ausgangspunkte elementaren Komponierens mit Kindern und Jugendlichen im Instrumental- und Ensembleunterricht
Wolfgang Rüdiger

… NOCH NICHT FERTIG
Komponistinnen und Komponisten an Musikschulen
Thomas Taxus Beck 

15:15 Pause 

15:30 PODIUMSDISKUSSION
Ortwin Nimczik, Immanuel Ott, Ulrich Rademacher, Charlotte Seither, Edmund Wächter

16:30 RÜCKBLICK UND VERABSCHIEDUNG

17:00 Ende der Tagung

Referentinnen und Referenten

Thomas Taxus Beck "... NOCH NICHT FERTIG"

Komponistinnen und Komponisten an Musikschulen

An einer Musikschule unterrichten in der Regel Instrumentalpädagoginnen und –pädagogen, also Menschen, deren Anliegen es ist, mit Hilfe des gelernten pädagogischen Rüstzeugs dem Schüler beim Erlernen eines Instruments zur Seite zu stehen und dies für alle Seiten fruchtbringend und angenehm zu gestalten. Aber Komponistinnen und Komponisten sind in der Regel gar nicht ausgebildet, ihr Tun als Lehrfach zu begreifen und zu vermitteln. Sie sollen und wollen doch eigentlich komponieren! Was sollen sie also da, ohne jegliche pädagogische Erfahrung? Wie gehen sie mit fordernden Eltern, pubertierenden Jungen, nasser Tafelkreide, mangelnder Raumausstattung, uneinsichtigen Trompetenkollegen im Nachbarraum, Klassenvorspielen und ähnlichem um? Wie überleben sie die unzähligen gebrochenen C-Dur-Dreiklänge, die wahlweise einen Wald, die Fahrt mit dem Riesenrad oder ein verliebtes Paar darstellen sollen? Wie bekommen sie dies mit ihrer eigenen künstlerischen Identität zusammen? Warum soll sich also eine Musikschule die Einstellung eines musikpädagogischen Dilettanten antun? 

Studium der Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Germanistik; Komposition bei Bojidar Dimov. Studium der Komposition/Elektronische Komposition bei Hans Ulrich Humpert, Hochschule für Musik Köln. Leiter des Fachbereichs Komposition, Improvisation und Musiktheorie an der RMS Köln; künstlerischer Leiter der RESPONSE-Kompositionsprojekte der Philharmonie Köln und des WDR; Gründer und künstlerischer Leiter des Zett Emm Jugendfestivals für zeitgenössische Musik. Zahlreiche Kompositionsaufträge und Klanginstallationen.
Internationale Preise und Auszeichnungen: u.a. 1. Preis des 9. Internationalen Kompositionswettbewerbs des Wiener Sommer- Seminars für Neue Musik Wien, Österreich; 1. Preis Prix Ars Acustica, internationaler Wettbewerb des Westdeutschen Rundfunks; 1. Preis Mobius Award (gemeinsam mit zinnobergruen), New York, USA; Deutscher Klangkunst-Produktionspreis des Westdeutschen Rundfunks und des Skulpturenmuseums Glaskasten, Marl; Honorable Mention Citation Award, National Academy of Music Thessaloniki, Griechenland.
Stipendien der Stiftung Kulturfonds Berlin; Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop, des Landes Nordrhein-Westfalens der STUDIOS INTERNATIONAL, dem Interdisziplinären Zentrum für Kunst und Medientechnologie, des Internationalen Musikinstituts Darmstadt imd und der Fachhochschule Medien, Darmstadt, des Zentrums für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe (ZKM), des onomato-Künstlerverein und der Stadt Düsseldorf,  des Künstlerhaus Vorpommern e.V. Heinrichsruh sowie des Visby International Centre for Composers, Gotland, Schweden etc.

Johannes Bilstein "ZUR POLYVALENZ VON BERÜHRUNG"

Keynote

In den Diskursen zur Kulturellen Bildung taucht als Begründungsfigur immer wieder die Forderung auf, die Kinder und Jugendlichen müssten mit den einzelnen Kunstformen oder idealerweise mit allen Kunstformen „in Berührung kommen“. Dieser Topos der Berührung wird dann in der Regel nicht weiter erläutert oder hinterfragt. Dabei ist durchaus problematisierbar, was damit gemeint sein könnte: Wie intensiv soll und kann diese Berührung sein? Wie könnte sie organisiert und gestaltet werden? Wo sind die Grenzen der Berührung? Hinzu kommt, dass gerade Projekte der Kulturellen Bildung oft mit einem gesteigerten Berührungsanspruch verbunden sind: die Arbeit soll alle Beteiligten in ihrem Inneren rühren und berühren, und auch hier ist die Frage nach den Grenzen dieser Berührungen oft ungeklärt. Die Chiffre „Berührung“ benennt also hoch komplexe und auch normativ hoch polyvalente Ansprüche, die in diesem Vortrag historisch rekonstruiert und genauer reflektiert werden sollen.

* 1949; nach dem Abitur Studium der Pädagogik, Germanistik, Geschichte, Philosophie und Psychologie an der Universität Köln; 1975 Erstes Staatsexamen in den Fächern Pädagogik und Germanistik; 1975-1979 Unterrichtstätigkeit im Fach Erziehungswissenschaft an einer gymnasialen Oberstufe; zugleich Assistent am Institut für Pädagogik der Philosophischen Fakultät der Universität Köln (Prof. Dr. Groothoff); 1979 Promotion an der Philosophischen Fakultät der Universität Köln mit Hauptfach Pädagogik, Nebenfächer Germanistik (Mittelhochdeutsch) und Psychologie; 1974-1985 Dozent an der Volkshochschule Leverkusen, Fachbereich Kunst und Kultur; 1980 Berufung an die Kunstakademie Düsseldorf als Dozent für Pädagogik; 2000 Habilitation am Fachbereich für Erziehungswissenschaft und Psychologie der Freien Universität Berlin, Habilitationsschrift: „Gesprochene Bilder. Über Metaphern in der Pädagogik“. Ernennung zum Professor an der Kunstakademie Düsseldorf; 2002-2004 Dekan des Fachbereichs Kunstbezogene Wissenschaften an der Kunstakademie Düsseldorf; 2004-2008 Professor für Erziehungswissenschaft an der Folkwang Hochschule Essen; seit 2008 Professor für Pädagogik an der Kunstakademie Düsseldorf; Mitglied des Fachbereichsrates Kunstbezogene Wissenschaften und des Senats der Kunstakademie Düsseldorf; seit 2013 Dekan das Fachbereichs Kunstbezogene Wissenschaften an der Kunstakademie Düsseldorf.

Frauke Heß "KOMPONIEREN MIT KINDERN UND JUGENDLICHEN ALS AUFGABE DES MUSIKPÄDAGOGISCHEN STUDIUMS?"

Lehr-Lernmaterialien aus dem Kompositionsprojekt neue töne für junge ohren

Komponieren als Gegenstand des Musikunterrichts stellt hohe Anforderungen an die begleitenden Lehrkräfte, die zumeist selbst wenig Erfahrung mit Erfindungs- und Gestaltungsaufgaben haben. Es gilt nicht nur, anregende Impulse zu geben und den Prozess methodisch zu begleiten, sondern es bedarf auch eines sicheren ästhetischen Urteils, um Schüler*innen in ihren Suchbewegungen konstruktiv zu unterstützen. In der von der PWC Stiftung finanzierten wissenschaftlichen Begleitung des Kompositionsprojekts neue töne für junge ohren zeigte sich, dass Lehramtsstudierende zunächst selbst Erfahrungen mit ergebnisoffenem Arbeiten machen müssen, bevor sie gewinnbringend mitarbeiten können. Neben einem entsprechenden Lernangebot entwickelte ich anhand einiger audio-visueller Projektmaterialien eine Online-Plattform für die Hochschullehre. Sie ermöglicht, das Hören und Beschreiben unkonventioneller Musik zu schulen, bietet Feedback-Übungen jenseits des direkten Handlungsdrucks einer Unterrichtssituation und reflektiert in Rollenspielen die Aufgabe des Lehrenden in Gestaltungsarbeiten. Im Referat der KOMPÄD-Tagung wird das Material vorgestellt und musikpädagogisch kontextualisiert.

Dr. Frauke Heß: Professorin für Musikpädagogik am Institut für Musik der Universität Kassel. Arbeitsschwerpunkte: „Klassik“ im Unterricht, Musik erfinden und mit Klängen experimentieren sowie musikdidaktische Grundsatzfragen in kunstästhetischer Perspektive. Aktuell arbeitet sie an einer Monografie zum gendersensiblen Musikunterricht, die im Herbst 2017 erscheinen soll.

Ulrike Kranefeld "LERNBEGLEITUNG IM BLINDFLUG?"

Eine videobasierte Untersuchung zu Lehrerinterventionen in Gruppenkompositionsprozessen

Insbesondere bei relativ offenen Aufgaben im Bereich Musik Erfinden zeichnen sich Gruppenarbeitsphasen meist durch ein komplexes Zusammenspiel von sozialen und inhaltlichen Aushandlungsprozessen aus. Inwieweit dabei eine Lernbegleitung durch die Kursleiterinnen und -leiter die Qualität der Aushandlungsprozesse fördern kann, ist Gegenstand des Projekts LinKo (BMBF 2016-2019): Wie positioniert sich die Kursleitung dabei im Spannungsfeld zwischen dem Eigen-Sinn der musikalischen Konzepte der Schülerinnen und Schüler und den (ggf. auch stark didaktisch geprägten) eigenen Vorstellungen? Wie adaptiv sind die Interventionen der Kursleitung angesichts des vorgängigen Prozesses der Gruppe und wie produktiv wirken sie sich auf die Qualität der Weiterarbeit in der Gruppe aus? Hierzu sollen entsprechende Handlungsmuster mittels videobasierter Methoden im Sinne der Erschließung von Prozessqualität in ihrer interaktionalen und prozessualen Verschränkung und Wirkung analysiert werden. Der Vortrag gibt einen ersten Einblick in die Forschungsperspektive des soeben erst begonnenen Vorhabens.

Ulrike Kranefeld ist Professorin für Musikpädagogik an der Technischen Universität Dortmund und Leiterin der dortigen musikpädagogischen Forschungsstelle. Aktueller Forschungsschwerpunkt ist die musikpädagogische Unterrichtsforschung mit videobasierten Methoden im Hinblick auf Prozesse des Musik Erfindens und auf kooperatives Lernen im Musikunterricht.

Stefan Roszak

Stefan Roszak, Musikpädagoge und Instrumentenbauer, gelernter Klavier- und Cembalobauer, studierte Musikwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte in Bochum und Berlin sowie Schulmusik an der Universität der Künste Berlin. Von 2005-2013 arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Ästhetische Erziehung an der UdK Berlin. Heute ist er überregional aktiv als Musikvermittler und Dozent mit den Schwerpunkten experimentelle Musik und Instrumentenbau, auditive Wahrnehmungsförderung, musikalische Improvisation und Kompositionspädagogik. Seine Projekte wurden bereits zweimal (2014/2015) für den international renommierten Junge Ohren Preis nominiert.

Stefan Roszak, experienced music pedagogue and musical instrument builder, professionally trained and certified piano and harpsichord maker, studied musicology, philosophy and history of art in Bochum and Berlin as well as music teaching at the Berlin University of the Arts. From 2005 to 2013, he worked as an academic assistant and member of the scientific staff in the department of aestical education at the Berlin University of the Arts. At present, he works internationally teaching music and giving lectures, his projects focussing on experimental music, instrument buildung, auditory perception, musical improvisation and pedagogigcal approaches to inventing music. His projects were nominated twice for the internationally renowned award „Junge Ohren Preis“ for projects in musical education (2014/2015).

Wolfgang Rüdiger "AUS DEM LEBEN GEGRIFFEN"

Erzählungen, Emotionen, Eigennamen, Welt- und Naturbezüge als Ausgangspunkte elementaren Komponierens mit Kindern und Jugendlichen im Instrumental- und Ensembleunterricht

Auch ohne Komposition studiert zu haben und kompositorisch professionell tätig zu sein, können Instrumental-Lehrkräfte im Einzel-, Gruppen- und Ensembleunterricht ihre Schüler*innen zum elementaren Komponieren anregen und zusammen mit ihnen (neue) Musik erfinden. Wie kann das gelingen? Ganz einfach, indem wir von den Klängen des Lebens, des Alltags, gemeinsamer Erlebnisse und geteilter Gefühle, auch existierender Musik, ausgehen und das, „was in der Welt vorgeht“ und „was uns affiziert“, in Musik übersetzen (Robert Schumann). An konkreten Beispielen werden Ansätze elementaren Komponierens im thematischen Fadenkreuz von Ich, Wir, Welt, Natur, Musik, Kunst, Zufall vorgestellt und ästhetisch wie didaktisch reflektiert.

Studium der Schulmusik (Hauptfächer Klavier und Fagott, Komposition bei Nicolaus A. Huber), Philosophie und Pädagogik in Essen, Aufbaustudium Fagott und Promotion Musikwissenschaft in Freiburg; Gründungsmitglied, Fagottist und künstlerischer Leiter des Ensemble Aventure Freiburg seit 1986; internationale Konzerttätigkeit als Ensemblemusiker und Fagottsolist, zahlreiche Uraufführungen, Rundfunk- und CD-Produktionen, Auszeichnungen und Preise. Seit 2001 Professor für Musikpädagogik/künstlerisch-pädagogische Ausbildung an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf. Ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift Üben & Musizieren, 2013-2016 Vorstandsmitglied des Instituts für Neue Musik und Musikerziehung Darmstadt. Autor zahlreicher musikwissenschaftlicher und musikpädagogischer Aufsätze. Zentrale Buchpublikationen: Der musikalische Atem (Aarau 1995), Instrumentales Ensemblespiel (mit O. Nimczik, Regensburg 1997), Der musikalische Körper (Mainz 2007); Musikvermittlung – wozu? (Hrsg., Mainz 2014); Ensemblespiel & Improvisation (Regensburg 2015).

© Marko Bussmann

Charlotte Seither "BEGABUNG – PROFESSIONALISIERUNG – KOMPOSITORISCHE PERSÖNLICHKEIT"

Welche (neuen) Förderstrukturen brauchen wir in der Komposition?

In der Praxis verlaufen die Wege von Komponisten, die sich erfolgreich etablieren, mitunter recht heterogen: Nicht wenige sind Autodidakten, Quer- oder Späteinsteiger, die ihren Weg selbst definiert haben, während andere von früh an wichtige Förderstrukturen durchlaufen haben. Stärke und Individualität der Schaffenskraft – die letztlich entscheidenden Kriterien für einen erfolgreichen Weg als Komponist – hängen mitunter also von weitaus komplexeren Bedingungen ab als sich dies in unseren Förderstrukturen abbilden lässt. Der Vortrag zeigt Erfahrungen aus der Praxis auf und stellt Gedanken zu verschiedenen Ausbildungs- und Förderstrukturen zur Diskussion.

Charlotte Seither (* 1965 in Landau / Pfalz) ist als Komponistin bei internationalen Festivals in Europa, Afrika, Asien und den USA zu Gast. Sie ist Mitglied im GEMA-Aufsichtsrat und im Vorstand des Deutschen Komponistenverbandes (DKV). Daneben ist sie eine gefragte Jurorin und Kuratorin in internationalen Gremien. Promotion zum Dr. phil. bei Rudolf Stephan (1998). Zahlreiche Aufenthaltsstipendien, u.a. in Johannesburg, Venedig, Paris und Los Angeles. Internationale  Auszeichnungen, darunter der 1. Preis im Internationalen Kompositionswettbewerb „Prager Frühling“ und der Rom-Preis für die Deutsche Akademie Villa Massimo. Charlotte Seither ist Preisträgerin des Deutsche Musikautorenpreises 2014.

Andrea Tober "STATE OF THE ART"

Modelle und Potenziale der Kompositionspädagogik im Rahmen von Education-Programmen

Musikvermittlung ist aus der Musikkultur fast nicht mehr wegzudenken. Es gibt große und kleine Initiativen bis hin zu millionenschweren Programmen, der sich etablierte Orchester oder Freelancer-Ensembles mit viel Engagement widmen. Aber welche Rolle spielt dabei das Komponieren? Unter welchen Bedingungen und mit welchen Protagonisten findet es statt? Welche Ziele werden damit eigentlich verfolgt?  Ein kurzer Überblick über die Vermittlungsarbeit in der Konzertlandschaft lädt ein zum Austausch: Wie kann kompositorische Arbeit von, mit und für Kinder und Jugendliche gestaltet werden? Wie sehen zeitgemäß Formate aus? Welche Anforderungen stellen sich und welche Kompetenzen muss ein Kompositionspädagoge in ein institutionelles Bedingungsgefüge mitbringen?

Andrea Tober studierte Querflöte und Schulmusik in Essen und Hannover. Sie arbeitete an verschiedenen Schulen und Musikschulen, initiierte Musikprojekte, leitete verschiedene Ensembles und organisierte Festivals für Neue und alte Musik und war Geschäftsführerin des Instituts für Neue Musik an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Als Querflötistin arbeitet sie neben verschiedenen Kammermusikformationen im interdisziplinären Bereich mit Rezitation, Pantomime oder Schauspiel.  Den Bereich der ‚Musikvermittlung’ als Dreh- und Angelpunkt ihrer Arbeit hat sie zunächst als Referentin an der Kölner Philharmonie ausgebaut. Seit 2012 hat sie die Leitung des Education-Programms der Berliner Philharmoniker sowie eine Professur für Management für Musiker und Musikvermittlung an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin übernommen.

Thomas Wilke "POPKULTUR UND KOMPOSITIONSPÄDAGOGIK"

Bildungspraktische Überlegungen zum Sampling und Scratching

Kinder und Jugendliche haben bereits vor dem Kennenlernen spezifischer Komponisten, Kompositionstechniken und Herangehensweisen an Musik Kenntnisse über Musik, die sich aus der frühkindlichen, teils pädagogischen, teils alltäglichen Musiksozialisation speisen. Ein nicht ganz unwesentlicher Anteil ist der Kontakt über Medien, sei es über das Radio, Musikhören via CDs, Streaming oder Vinyl oder Musik im Fernsehen. In der Wahrnehmung von Musikpräsentation insbesondere von Jugendlichen in Peer Groups erscheinen verschiedene mehr oder weniger erstrebenswerte Handlungsrollen: Sänger, Musiker aber eben auch DJs. Letztere nehmen als Vermittlungsinstanz von Musik in Clubs u.ä. oder auch als Musikproduzenten eine zentrale Rolle innerhalb der Pop- und Populärkultur ein. Der Impuls konzentriert auf den möglichen Beitrag von Sampling- und Scratch-Techniken zu einem pädagogischen Kompositionsverständnis. Wie also ermöglichen popkulturelle Techniken, die nicht zwingend auf einen geschlossenen Werksbegriff abheben, einen kompositorischen Zugang zu (Pop-)Musik? Mit anderen Worten: Wie lässt sich vorhandenes musikalisches Material nutzen, um etwas Neues zu kreieren?

Thomas Wilke, Prof. Dr. phil., seit 2017 Professur für Kulturelle Bildung an der PH Ludwigsburg; davor Akademischer Rat am Institut für Medienwissenschaft, Universität Tübingen; Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaft, Geschichte und Sprachwissenschaften an der Universität Halle & Lille, Frankreich; 2004-2008 wiss. Mitarbeiter in der DFG-Forschergruppe Programmgeschichte des DDR-Fernsehens. 2008 Promotion mit einer Arbeit zu DJs und Diskotheken in der DDR. Arbeitsschwerpunkte: populäre und auditive Medienkulturen, Dispositiv- und Performativitätsforschung; letzte Publikationen (Auswahl): Mashups. Neue Praktiken und Ästhetiken in populären Medienkulturen. Wiesbaden 2015 (zus. mit F. Mundhenke, F. R. Arenas); Pop & Mystery. Spekulative Erkenntnisprozesse in populären Medienkulturen. Bielefeld 2015 (zus. mit M.S. Kleiner). Fachgruppenleiter Musik im Radio im Studienkreis Rundfunk und Geschichte; Mitherausgeber von SPIEL. Eine Zeitschrift für Medienkultur sowie Rock and Pop in the Movies (Onlinejournal: www.rockpopmovies.de/page84.htm)